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Externer Nachfolgeprozess: Ein kritischer Erfolgsfaktor für die Zukunft von Familienunternehmen

Aktualisiert: 1. Apr.


Die Unternehmensnachfolge in Familienbetrieben war lange Zeit eine Angelegenheit, die durch Traditionen bestimmt wurde. Früher stand oft schon bei der Geburt des ersten Sohnes fest, dass dieser das Unternehmen übernehmen würde, ohne dass seine persönliche Eignung oder die Beziehung zu Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten eine Rolle spielte. Diese traditionelle Sichtweise hat sich jedoch grundlegend gewandelt. Viele Familienunternehmen werden heute in externe Hände abgegeben. Dieser Prozess ist aber ein hochkomplexes Feld, das durch unterschiedliche Frage- und Problemstellungen geprägt ist. Hinzu kommt, dass der Unternehmer diesen Prozess in aller Regel nur einmal im Leben durchläuft und somit über keinerlei Erfahrung diesbezüglich verfügt. Aus dieser Perspektive und mit Blick auf die hohe Bedeutung dieses Prozesses für das Fortbestehen des gesamten Unternehmens betrachtet, handelt es sich somit um einen der essentiellsten Prozesse innerhalb des Unternehmenslebenszyklus überhaupt. Scheitert dieser, ist das Fortbestehen des gesamten Unternehmens bedroht.

Im Folgenden werden die grundsätzlichen Schritte einer externen Unternehmensnachfolge (Unternehmensverkauf) skizziert. Wichtig ist zu betonen, dass es sich hierbei um einen allgemeinen Überblick über die wichtigsten Aktionsfelder handelt - jeder Nachfolgeprozess muss individuell an das Unternehmen und dessen Besonderheiten angepasst und die einzelnen Schritte von Experten ausgearbeitet werden.


Welche Schritte bei einem Unternehmensverkauf zu berücksichtigen sind

Ein erfolgreicher Unternehmensverkauf durchläuft typischerweise drei Hauptphasen: Bestandsaufnahme/Due Diligence, Vorbereitung/Unternehmensbewertung und Umsetzung.


1. Bestandsaufnahme/Due Diligence

Zu Beginn des Verkaufsprozesses steht eine gründliche Bestandsaufnahme, die einen umfassenden Überblick über alle Unternehmensbereiche liefert. Ein zentrales Instrument hierfür ist die Due Diligence, die es ermöglicht, Risiken zu identifizieren und die Unternehmensbewertung auf eine solide Basis zu stellen. Diese beinhaltet grob folgende Aspekte:


  • Rechtliche und steuerliche: z.B. Analyse bestehender Gesellschaftsunterlagen, Verträge mit diversen Geschäftspartnern/Mitarbeitern oder Steuererklärungen.

  • Finanzielle: z.B. Betrachtung von Jahresabschlüssen oder Kalkulationen des internen Rechnungswesens.

  • Wirtschaftliche: z.B. Erstellung von Markt-, Kunden-, Lieferanten- und Produktlisten.[1]


Am Schluss dieser Phase steht üblicherweise ein umfassend gefüllter Datenraum sowie - darauf basierend - ein Verkaufsexposé, das möglichen Investoren einen schnellen Gesamtüberblick über die aktuelle Lage des Unternehmens ermöglicht.


2. Vorbereitung und Unternehmensbewertung

In der Vorbereitungsphase wird das Unternehmen auf Basis der gesammelten Informationen bewertet, um einen fairen Preis-Anhaltspunkt für die Übertragung zu ermitteln. Das Ertragswertverfahren ist dabei eine häufig angewandte Methode, die auf den zukünftig erwarteten Erträgen basiert. Als eine Methode aus dem Bereich der Gesamtbewertungsverfahren betrachtet das Ertragswertverfahren ein Unternehmen als Bewertungseinheit. Dementsprechend basiert die Berechnung des Unternehmenswertes auf dem in der Zukunft zu erwartenden Gesamtertrag. Daneben gibt es aber auch noch eine Reihe anderer Verfahren, die in folgender Übersicht dargestellt sind:[2]


Systematik der Bewertungsverfahren


3. Übertragung

Die Entwicklung eines Übertragungskonzepts erfordert eine detaillierte Auseinandersetzung mit den individuellen Zielen des Übergebers und des Nachfolgers. Es gilt, rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen ebenso zu berücksichtigen wie betriebswirtschaftliche und persönliche. Hinsichtlich der Form der Übertragung können grundsätzlich zwei Möglichkeiten unterschieden werden: Der Asset-Deal und der Share-Deal. Asset-Deals sind dadurch gekennzeichnet, dass sämtliche Wirtschaftsgüter einzeln (d.h. durch Einzelrechtsnachfolge oder Singularsukzession) übertragen werden. Ein Vorteil des Käufers liegt darin, dass er individuell entscheiden kann, welche Assets er erwirbt. Daraus resultierend, besteht für ihn ein geringeres Risiko, unerwünschte „Altlasten“ zu erwerben. Als Nachteil ist vor allem der hohe Zeitaufwand (z.B. durch Inventur) zu nennen. Beim Share-Deal besteht für den Käufer kein Wahlrecht, welche Vermögensgegenstände er kaufen möchte – er erwirbt durch Rechtskauf (§ 453 I BGB) die Unternehmensanteile mit allen Rechten und Pflichten des Verkäufers.


Fazit: Die hohe Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung

Die erfolgreiche Umsetzung eines Unternehmensverkaufs gilt heute als eine der zentralen Herausforderungen für den Fortbestand von Familienunternehmen in Deutschland. Nicht nur angesichts der hohen persönlichen Bedeutung für den Altunternehmer, sondern auch mit Blick auf den hohen Stellenwert dieser Unternehmen für die deutsche Wirtschaft ist es entscheidend, diesen Prozess so sorgfältig wie möglich zu planen und umzusetzen. Dabei handelt es sich um ein komplexes Unterfangen, das eine umfassende und ganzheitliche Betrachtung erfordert. Auch sollte der Verkaufsprozess frühzeitig begonnen und mit der nötigen Sorgfalt und Aufmerksamkeit durchgeführt werden. Die Einbeziehung externer Berater kann dabei helfen, eine objektive Perspektive zu gewinnen, Professionalität während des gesamten Prozesses sicherzustellen und nicht zuletzt damit die besten Entscheidungen für die Zukunft des Unternehmens zu treffen.




Quellen

[1]  Brüser, Joachim (2007): Unternehmensnachfolge: Wie Sie als Mittelständler den Stab     weitergeben, Cornelsen Verlag, Berlin.


[2] Eigene Darstellung, in Anlehnung an Schauf, Malcolm (2009): Spezifische Problemlagen bei der Bewertung kleiner und mittlerer Unternehmen im Kontext von M&A-Transaktionen, in: Rhein-Ruhr-Institut für angewandte Mittelstandsforschung (Hrsg.): Schriften zur      angewandten Mittelstandsforschung (SMf), Ausgabe 04/2009, S. 1-6.


Bei Fragen können Sie uns jederzeit unter info@zukunftsnavigator.com kontaktieren.

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